Daniel Klauser* von Helion sagt, Flexibilitäten seien der Schlüssel zur Energiewende. Was braucht es, damit diese erschlossen werden können?
In der Schweiz versorgen mehr als 600 Verteilnetzbetreiber (VNB) Haushalte und Gewerbe mit Strom. Darunter ganz grosse – und ganz kleine. Etwas überspitzt gesagt, gibt es ebenso viele Tarif- und Geschäftsmodelle wie VNB. Was die VNB eint, ist eine Herausforderung: Mit der dezentralen Energieversorgung geraten ihre Netze zu Spitzenzeiten an die Kapazitätsgrenzen. Damit die Energiewende gelingt, müssen die Flexibilitäten – Verbraucher, die sich der aktuellen Stromproduktion anpassen – netzdienlich angesteuert werden.
Daniel Klauser, Sie vermarkten für den grössen Schweizer Solarinstallateur Flexibilitäten. Was braucht es, damit das Stromnetz der Zukunft intelligent wird?
Aus meiner Sicht ist die Frage der Standardisierung zentral. Damit wir in Zukunft von einem smarten Netz sprechen können, braucht es Interoperabilität und Kompatibilität zwischen den einzelnen Komponenten des Netzes. Es gibt einen Punkt, in dem sich alle einig sind: Im Stromsystem der Zukunft sind dezentrale Flexibilitäten von grossem Wert. Wärmepumpen, Boiler, Batterien, Elektroautos und andere Verbraucher, die gezielt angesteuert werden können. Sie erlauben es uns, das Netz stabil zu halten und Schwankungen aufzufangen.
Wenn es in einem Punkt Einigkeit gibt, dann herrscht offenbar in ganz vielen Uneinigkeit...
Der Wert dieser Flexibilitäten kann nur dann erschlossen werden, wenn man sich auf Standards einigt: Bei 600 VNB in der Schweiz kann es nicht 600 verschiedene Ansätze geben, wie dezentrale Flexibilitäten netzdienlich angesteuert und intelligent ins Netz eingebunden werden können.
Das ist genau das Ziel der Label von SmartGridready.
Der Knackpunkt aus meiner Sicht ist: SmartGridready muss es gelingen, eine breite Akzeptanz und Mitwirkung der Branche zu erreichen. Nur dann kann die Initiative den nötigen Schub entwickeln.
Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen?
Die Partikularinteressen in der Branche einem übergeordneten Ziel unterzuordnen, ist eine Herkulesaufgabe. Es ist ja nicht nur die Vielzahl von VNB, die es schwierig macht, sondern auch, dass diese 600 Unternehmen unterschiedliche Formen, Geschäftsmodelle und damit unterschiedliche Anliegen und Bedürfnisse an Standards haben.